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Buch zerstört Mythos Luise Rinser


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Buch zerstört Mythos Luise Rinser

Ungelesener Beitragvon Thomas » Fr 29. Apr 2011, 14:15

Luise Rinser war so etwas wie die «Jeanne d'Arc» Deutschlands. Sie galt als unbeirrbare Kämpferin gegen den Faschismus und als moralisches Gewissen der jungen Bundesrepublik. Ausgerechnet zu ihrem 100. Geburtstag am 30. April aber hat dieses Bild tiefe Risse bekommen. Ihr enger Freund José Sánchez de Murillo hat die Biografie der 2002 gestorbenen Rinser geschrieben - und dabei wenig Erfreuliches ans Tageslicht gebracht.

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Denn die Bayerin war offenbar nicht die Frau, für die so viele sie gehalten haben und die sie selbst wohl gerne gewesen wäre. «Faktisch gesehen hat sie gelogen - uns alle angelogen», sagt Sánchez de Murillo im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa und er bringt damit den Mythos Luise Rinser gehörig ins Wanken.

Die Wahrheit über eine der wichtigsten Vertreterinnen der deutschen Nachkriegsliteratur, die immer als aufrechte Frau galt, scheint eine andere zu sein, schreibt Sánchez de Murillo. Er lernte Rinser 1995 in Italien kennen und arbeitete für die Biografie eng mit ihrem Sohn Christoph zusammen.

Sie - die selbst später immer wieder den moralischen Zeigefinger erhob, wenn es um die Aufarbeitung der Nazi-Zeit ging - denunzierte unter dem Nazi-Regime sogar ihren jüdischen Schulleiter, um ihre eigene Karriere als Lehrerin voranzutreiben.

Rinser war außerdem Ausbilderin beim Bund Deutscher Mädel (BDM), haben die neuen Forschungen ergeben, und sie verdiente - ganz im Gegensatz zu ihren eigenen Angaben - als Drehbuchschreiberin für das Filmunternehmen UFA gutes Geld. Es schien ihr finanziell gut zu gehen im Nazi-Staat.

«Sie war nie antisemitisch - ihr Lebtag nicht. Und sie war kein Nazi im engeren Sinn», sagt ihr Sohn Christoph, der das Verhältnis zu seiner resoluten Mutter als schwierig beschreibt. Es bestehe aber leider kein Zweifel daran, dass sie stark in das Nazi-Regime verstrickt war - stärker als sie jemals zugegeben hätte. «Selbst, wenn wir sie darauf angesprochen hätten - sie hätte alles zornig mit einer Handbewegung weggewischt.»

Auch wenn ihre spätere Inhaftierung und der Umgang der Nazis mit Kunst und Kultur ihr wohl irgendwann die Augen öffneten und Sánchez de Murillo keinen Zweifel daran hat, dass sie sich in der Bundesrepublik in eine glühende Demokratin verwandelte - eine Widerstandskämpferin war sie vorher wohl nicht. «Luise Rinser war in der Nazi-Zeit ebenso verstrickt wie viele andere», schreibt Sánchez de Murillo. «Sie war am Anfang begeistert - wie viele andere auch», fügt er im Interview hinzu. In seinem Buch nennt er sie eine «engagierte Nazi-Pädagogin».

«Das gängige Rinser-Bild, das sich auch in Artikeln und Nachschlagewerken findet, erstaunte mich», schreibt der Biograf. «Es verfehlt Wesentliches, stellt schlicht Unwahres als Wahrheit da.» Und daran - an diesem Mythos - hat Luise Rinser offensichtlich selbst hart gearbeitet. «Zweifellos geht die Irreführung auf Luise Rinser selbst zurück, auf ihre sogenannten autobiografischen Schriften.» Und auch was ihr Privatleben angeht, sagte Rinser laut Sánchez de Murillo nicht die Wahrheit. Ihr zweiter Sohn Stephan sei unehelich geboren, sie habe das nie zugeben können.

Direkt nach dem Krieg sei Rinser von der Öffentlichkeit in die Rolle der «deutschen Jeanne d'Arc» gedrängt worden, sagt Sánchez de Murillo im Interview. Die Deutschen hätten eine Integrationsfigur gebraucht - irgendwann habe sie dann selbst geglaubt, diese Figur sein zu können. Sie konnte nicht mehr zurück.

Mehr als 30 Bücher, die in rund zwei Dutzend Sprachen übersetzt wurden, hat die 1911 geborene, zierliche Lehrertochter geschrieben. Mehr als fünf Millionen Exemplare ihrer Werke - darunter die Erfolge «Mitte des Lebens» (1950), «Mirjam» (1983) und «Abaelards Liebe» (1991) - wurden verkauft. 1984 schlugen die Grünen sie wegen ihres politischen Engagements als Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten vor.

Im oberbayerischen Wessobrunn, dem Ort, an dem Luise Rinser begraben liegt, soll am 15. Mai ein Denkmal für die Schriftstellerin enthüllt werden. Nach Ansicht ihres Biografen hat sie das nicht unbedingt verdient. Es solle kein Denkmal für sie als Person geben, sagt er, «sondern eins für sie als Personifizierung des deutschen Dramas, des deutschen Problems, das immer noch ungelöst ist.» (Quelle: München (dpa/lby))
Mfg Thomas
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