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[Panorama] Dioxin-Fette schon zehn Monate im Tierfutter
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[Panorama] Dioxin-Fette schon zehn Monate im Tierfutter
Im Dioxin-Skandal kommen neue erschreckende Details ans Licht: Ein Labor fand schon im vergangenen März Dioxin im Futterfett der Firma Harles und Jentzsch. Doch die Behörden wurden nicht informiert.
Im März 2010 hatte ein privates Labor erhöhte Dioxinwerte gemessen, teilte das Kieler Landwirtschaftsministerium am Freitag mit. Der Fall hätte sofort gemeldet werden müssen, sagte ein Sprecher.
Gegen das Unternehmen ermittelt die Staatsanwaltschaft Itzehoe, am Mittwoch hatte es Razzien gegeben.
Das Ministerium bestätigte damit einen Bericht der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Die Dioxinwerte bei den Futterfetten des Unternehmens aus dem schleswig-holsteinischen Uetersen seien im März bis zu doppelt so hoch gewesen wie zulässig. Auch wenn der Höchstwert im Endprodukt wegen der Verdünnung bei der Futterherstellung bei den Proben im März wohl unterschritten wurde, hätten die Fette nicht verwendet werden dürfen. Die Firma wollte sich unter Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht äußern.
Das niedersächsische Agrarministerium lässt prüfen, ob vielleicht Fritteusenfett aus dem Ausland die Quelle für die Dioxin-Belastung von Tiernahrung war. Harles und Jentzsch bekam Fett von dem Biodiesel-Hersteller Petrotec, der Reststoffe aus Imbissen und Fritteusen verarbeitet. In der kommenden Woche solle anhand von Proben geklärt sein, ob Petrotec Altfette bezog, die mit Dioxin belastet waren, sagte Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke (CDU).
Das als Futterfett deklarierte Produkt von Harles und Jentzsch beinhaltete verbotenerweise Abfallprodukte der Biodieselproduktion. Ripke sprach von «kriminellen Machenschaften» einzelner Unternehmen in der Branche. Die in den Dioxin-Skandal verwickelten Firmen hätten möglichst viel Gewinn erzielen wollten, sagte er in Hannover.
Viele Verbraucher lassen Eier angesichts des Dioxin-Skandals in den Regalen liegen. Ein Absatzrückgang sei «deutlich spürbar», sagte Margit Beck von der Bonner Marktberichterstattungsstelle MEG am Freitag auf dpa-Anfrage. Die Preisnotierungen an den Lebensmittelbörsen seien «über den Jahreswechsel etwa doppelt so stark zurückgegangen wie im Vorjahr». Ein schwacher Rückgang beim Eier-Absatz ist laut MEG zu Jahresbeginn üblich, weil sich viele Verbraucher gewöhnlich vor den Feiertagen mit Eiern eindecken.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte der Nachrichtenagentur dpa zu der möglichen Vertuschung: «Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass das verantwortliche Unternehmen bereits seit Monaten von der Dioxin-Belastung wusste und trotzdem nicht die zuständigen Landesbehörden informiert hat, ist das hochgradig kriminell und völlig unverantwortlich.» Sie strebt eine Sondersitzung der Agrar- und Verbraucherminister an.
Die Lebensmittelkontrolle ist Ländersache. Bereits kommenden Montag will Aigner Vertreter der Futtermittelbranche, der Landwirtschaftsverbände sowie führende Verbraucherschützer in Berlin treffen, sagte Aigners Sprecher Holger Eichele am Freitag in Berlin.
Bis zu 150 000 Tonnen Futter mit dem krebserregenden Gift Dioxin können Unmengen von Eiern, Geflügel- und Schweinefleisch verunreinigt haben. Woher das Dioxin kommt, ist weiter unklar. Das von der Firma gelieferte Fett war von 25 Futterherstellern in vier Bundesländern eingemischt worden. Bisher mussten bundesweit über 4700 Betriebe wegen des Dioxinverdachts gesperrt werden. Die meisten dieser Höfe liegen in Niedersachsen. Dort sind 4468 Betriebe betroffen.
Aigner verlangte notfalls weitere Rückholaktionen der Länderbehörden. «Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht beim gelegentlichen Verzehr belasteter Produkte keine akute Gesundheitsgefahr. Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes muss allerdings die Belastung mit Dioxinen so weit wie möglich minimiert werden», sagte sie. «Wichtig ist deshalb, dass betroffene Produkte schnell vom Markt genommen werden.»
In Niedersachsen wurden etwa 100 000 Eier vernichtet. In einem Thüringer Schlachthof wurden rund 6,6 Tonnen Fleisch sichergestellt. Die Slowakei verhängte wegen des Dioxin-Skandals ein vorübergehendes Verkaufsverbot für Eier und Geflügelfleisch aus Deutschland. Die ersten niedersächsischen Legehennen-Betriebe dürfen nach ihrem Verkaufsverbot seit Freitag wieder Eier auf den Markt bringen.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner bezifferte den Schaden für die betroffenen Bauern auf 40 bis 60 Millionen Euro pro Woche. Die Zeche sollen die Futtermittellieferanten zahlen. «Sie müssen die Schadensersatzansprüche der Landwirte abgelten. Da werden wir bis zum Letzten gehen», sagte Sonnleitner der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Betriebe, die gesperrt waren, bei denen aber letztlich kein Dioxin nachgewiesen worden ist, schauen in die Röhre.» Die Bauern pochen auf einen Millionen-Entschädigungsfonds. (Quelle: Berlin/Kiel (dpa/lby))
Im März 2010 hatte ein privates Labor erhöhte Dioxinwerte gemessen, teilte das Kieler Landwirtschaftsministerium am Freitag mit. Der Fall hätte sofort gemeldet werden müssen, sagte ein Sprecher.
Gegen das Unternehmen ermittelt die Staatsanwaltschaft Itzehoe, am Mittwoch hatte es Razzien gegeben.
Das Ministerium bestätigte damit einen Bericht der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung». Die Dioxinwerte bei den Futterfetten des Unternehmens aus dem schleswig-holsteinischen Uetersen seien im März bis zu doppelt so hoch gewesen wie zulässig. Auch wenn der Höchstwert im Endprodukt wegen der Verdünnung bei der Futterherstellung bei den Proben im März wohl unterschritten wurde, hätten die Fette nicht verwendet werden dürfen. Die Firma wollte sich unter Hinweis auf das laufende Ermittlungsverfahren nicht äußern.
Das niedersächsische Agrarministerium lässt prüfen, ob vielleicht Fritteusenfett aus dem Ausland die Quelle für die Dioxin-Belastung von Tiernahrung war. Harles und Jentzsch bekam Fett von dem Biodiesel-Hersteller Petrotec, der Reststoffe aus Imbissen und Fritteusen verarbeitet. In der kommenden Woche solle anhand von Proben geklärt sein, ob Petrotec Altfette bezog, die mit Dioxin belastet waren, sagte Staatssekretär Friedrich-Otto Ripke (CDU).
Das als Futterfett deklarierte Produkt von Harles und Jentzsch beinhaltete verbotenerweise Abfallprodukte der Biodieselproduktion. Ripke sprach von «kriminellen Machenschaften» einzelner Unternehmen in der Branche. Die in den Dioxin-Skandal verwickelten Firmen hätten möglichst viel Gewinn erzielen wollten, sagte er in Hannover.
Viele Verbraucher lassen Eier angesichts des Dioxin-Skandals in den Regalen liegen. Ein Absatzrückgang sei «deutlich spürbar», sagte Margit Beck von der Bonner Marktberichterstattungsstelle MEG am Freitag auf dpa-Anfrage. Die Preisnotierungen an den Lebensmittelbörsen seien «über den Jahreswechsel etwa doppelt so stark zurückgegangen wie im Vorjahr». Ein schwacher Rückgang beim Eier-Absatz ist laut MEG zu Jahresbeginn üblich, weil sich viele Verbraucher gewöhnlich vor den Feiertagen mit Eiern eindecken.
Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) sagte der Nachrichtenagentur dpa zu der möglichen Vertuschung: «Wenn sich der Verdacht erhärtet, dass das verantwortliche Unternehmen bereits seit Monaten von der Dioxin-Belastung wusste und trotzdem nicht die zuständigen Landesbehörden informiert hat, ist das hochgradig kriminell und völlig unverantwortlich.» Sie strebt eine Sondersitzung der Agrar- und Verbraucherminister an.
Die Lebensmittelkontrolle ist Ländersache. Bereits kommenden Montag will Aigner Vertreter der Futtermittelbranche, der Landwirtschaftsverbände sowie führende Verbraucherschützer in Berlin treffen, sagte Aigners Sprecher Holger Eichele am Freitag in Berlin.
Bis zu 150 000 Tonnen Futter mit dem krebserregenden Gift Dioxin können Unmengen von Eiern, Geflügel- und Schweinefleisch verunreinigt haben. Woher das Dioxin kommt, ist weiter unklar. Das von der Firma gelieferte Fett war von 25 Futterherstellern in vier Bundesländern eingemischt worden. Bisher mussten bundesweit über 4700 Betriebe wegen des Dioxinverdachts gesperrt werden. Die meisten dieser Höfe liegen in Niedersachsen. Dort sind 4468 Betriebe betroffen.
Aigner verlangte notfalls weitere Rückholaktionen der Länderbehörden. «Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht beim gelegentlichen Verzehr belasteter Produkte keine akute Gesundheitsgefahr. Aus Gründen des vorsorgenden Verbraucherschutzes muss allerdings die Belastung mit Dioxinen so weit wie möglich minimiert werden», sagte sie. «Wichtig ist deshalb, dass betroffene Produkte schnell vom Markt genommen werden.»
In Niedersachsen wurden etwa 100 000 Eier vernichtet. In einem Thüringer Schlachthof wurden rund 6,6 Tonnen Fleisch sichergestellt. Die Slowakei verhängte wegen des Dioxin-Skandals ein vorübergehendes Verkaufsverbot für Eier und Geflügelfleisch aus Deutschland. Die ersten niedersächsischen Legehennen-Betriebe dürfen nach ihrem Verkaufsverbot seit Freitag wieder Eier auf den Markt bringen.
Bauernpräsident Gerd Sonnleitner bezifferte den Schaden für die betroffenen Bauern auf 40 bis 60 Millionen Euro pro Woche. Die Zeche sollen die Futtermittellieferanten zahlen. «Sie müssen die Schadensersatzansprüche der Landwirte abgelten. Da werden wir bis zum Letzten gehen», sagte Sonnleitner der «Neuen Osnabrücker Zeitung». «Betriebe, die gesperrt waren, bei denen aber letztlich kein Dioxin nachgewiesen worden ist, schauen in die Röhre.» Die Bauern pochen auf einen Millionen-Entschädigungsfonds. (Quelle: Berlin/Kiel (dpa/lby))
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