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Zähe Trennung von Osram kommt Siemens teuer zu stehen

Unread postMessage posted...: Sat 1. Dec 2012, 04:03
by Thomas
Osram ist ein stolzes Unternehmen. Noch immer prangt der Slogan der Lichttochter von Siemens am Münchner Stachus: «Hell wie der lichte Tag». Doch längst ist die Stimmung im Konzern düster. Wieder kündigt das Unternehmen den Abbau tausender Stellen an, im jüngst beendeten Geschäftsjahr schrieb Osram tiefrote Zahlen. Das Hin und Her um die Trennung von Siemens, einem Börsengang und die nun geplante Abspaltung ramponierte das Ansehen.

Der harte Kampf auf dem weltweiten Lichtmarkt macht dem Traditionskonzern zu schaffen.

Siemens-Chef Peter Löscher hatte sich das ganz anders vorgestellt. «Mit dem Börsengang wollen wir Osram volle unternehmerische Freiheit geben, seine führende Wettbewerbsstellung in dem sich technologisch verändernden Lichtmarkt umfassend weiterzuentwickeln», hatte der Manager Ende März 2011 erklärt. Sein Finanzchef Joe Kaser taxierte den Wert auf 8 Milliarden Euro, räumte aber ein, dass der Schritt aufs Parkett Siemens wohl nicht ganz so viel einbringen würde. Inzwischen gilt das Gegenteil: Die Trennung kostet Siemens viel Geld.

Im vergangenen Geschäftsjahr pumpte der Elektrokonzern über eine Kapitalerhöhung fast 700 Millionen Euro in die Lichttochter. Den Börsengang verschob man erst, dann sagte man ihn ab. Nun sollen nach der Zustimmung der Hauptversammlung am 23. Januar Siemens-Aktionäre für je zehn Siemens-Papiere eine Osram-Aktie zusätzlich zu ihrer Dividende bekommen. Manche sagen: Siemens verschenkt Osram an seine Anteilseigner. Danach soll die Osram-Aktie an der Börse gehandelt werden, behalten will Siemens weniger als 20 Prozent.

Ein Grund für den Wunsch nach der Trennung sind die tiefgreifenden Umbrüche im Lichtmarkt. Etablierte Anbieter wie Osram, Philips oder General Electric (GE) liefern sich mit neuen Wettbewerbern aus Asien einen Kampf um die Rangordnung. Dafür geben sie viele Millionen aus, die Siemens ungern selber stemmen wollte. Den neuen Konkurrenten kommt zugute, dass Leuchtdioden und ihre Steuerung nach Wissen um Halbleiter, Computerchips und Software verlangen. Unternehmen wie Osram stellt es vor die Herausforderung, wesentlich schneller als bisher neue Leuchten in die Regale der Läden zu bringen.

Zeitgleich schmilzt der Umsatz mit althergebrachten Produkten wie etwa Glühbirnen, die sind in immer mehr Ländern wegen ihrer schlechten Energie-Effizienz verboten. Nach dem Siegeszug der genügsamen LEDs in Handydisplays oder Autos hoffen Firmen wie Samsung oder LG auf den großen Durchbruch bei Lampen für Innenräume und Gebäude. Die machen rund drei Viertel des gesamten Lichtmarktes aus. Laut einer Studie von McKinsey werden asiatische Unternehmen ihren Weltmarkt-Anteil bis 2020 auf 45 Prozent ausbauen. Das Marktvolumen dürfte bis dahin auf 100 Milliarden Euro anwachsen.

Erschwerend kommt hinzu, dass sich das Geschäftsmodell rapide ändert. Gingen Glühbirnen spätestens nach einigen Jahren kaputt und hielten auch die hierzulande wenig beliebten Energiesparlampen nicht ewig, gibt die Industrie die Lebensdauer für LED-Leuchten mit mindestens 30 Jahren an. Die Lichtfirmen müssen also Verbrauchern den Kauf neuer LED-Lampen erst einmal schmackhaft machen, die schon heute 80 Prozent weniger Strom verbrauchen als klassische Glühbirnen. Um die LED-Lampen ist daher ein aggressiver Preiskampf entbrannt, der zwar die Nachfrage beflügelt, aber kaum noch Raum für Gewinne lässt. Das bekommt Osram bereits jetzt deutlich zu spüren.