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Weniger Menschen im Freistaat verurteilt

Unread postMessage posted...: Wed 6. Jul 2011, 21:58
by Thomas
In Bayern werden immer weniger Menschen von Gerichten verurteilt. Zum sechsten Mal in Folge sei ihre Zahl zurückgegangen, sagte Justizministerin Beate Merk (CSU) am Mittwoch in München. Im vergangenen Jahr seien 125 229 Menschen vor Gericht für schuldig erklärt worden. «Eine Verringerung um 1,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr», bilanzierte Merk bei der Präsentation der Strafverfolgungsstatistik.

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Für die Rechtsanwaltskammer Bayern ist die Tendenz kein Wunder: Die Statistik sei «wie üblich geschönt».

Der Statistik zufolge werden die meisten Straftaten noch immer von Männern begangen: Nur 18,75 Prozent der Verurteilten sind weiblich (2009: 18,2 Prozent). Mit insgesamt 19 482 Urteilssprüchen könne man auch bei den nach Jugendstrafrecht Verurteilten, einen Rückgang verzeichnen: So entspreche dies bei den Jugendlichen (bis 18 Jahren) einem Rückgang um 7,3 Prozent und bei den Heranwachsenden (bis 21 Jahren) einer Verringerung von 4,4 Prozent. «Eine außerordentlich positive Tendenz», sagte sich die Justizministerin.

Knapp die Hälfte aller im vergangenen Jahr Verurteilten in Bayern seien bereits vorbestraft gewesen und demnach Wiederholungstäter. Bei den Erwachsenen sind es 48,4 Prozent und bei Jugendlichen und Heranwachsenden 47,5 Prozent. Die Zahl der vorsätzlichen Tötungsdelikte bewege sich mit rund 110 Taten 2010 auf Vorjahresniveau. Ausdrücklich kritisierte Merk zunehmende Gewalt: «Die Art und Weise wie die Körperverletzungen begangen werden erschreckt: brutalste Angriffe und Aggressionen. Hier müssen wir massiv dagegen halten.»

Ein Ansatz, den Jochen Uher, Vorstand der Rechtsanwaltskammer München ähnlich sieht: «Die nackten Zahlen allein sind nicht ausschlaggebend.» Er kritisiert die Statistik: «Es heißt ja nicht zwangsläufig, dass weniger passiert, sondern nur weniger aufgeklärt wird.» Außerdem fehle auch die Internetkriminalität völlig, moniert Uher und fügt an. «Aber warum sollte die Justizministerin auch eine Statistik vorlegen, die ihr ins eigene Bein schneidet?» (Quelle: München (dpa/lby))