Page 1 of 1

Syrien ist offline

Unread postMessage posted...: Sat 1. Dec 2012, 13:56
by Thomas
Seit dem frühen Mittag des 29. November 2012 (Ortszeit) ist Syrien aus dem Internet verschwunden. Webseiten des arabischen Landes lassen sich nicht mehr aufrufen, ebenso ist eine Nutzung des Internets in Syrien nicht mehr möglich.

Die US-Netzwerkunternehmen Akamai und Renesys berichten unabhängig voneinander, dass das Internet in Syrien vollständig abgeschaltet wurde. Besonders drastisch zeigt das eine per Twitter von Akamai verbreitete Grafik, in welcher der Einbruch des Datenverkehrs festgehalten ist.

Renesys berichtet in einem Blogeintrag, dass seit dem Mittag des 29. November 2012 (Ortszeit) alle 84 IP-Adressbereiche, die von syrischen Providern genutzt werden, nicht mehr erreichbar seien. Die Mehrheit dieser Adressen gehört dem Staatskonzern Syrian Telecom, fünf IP-Bereiche des Providers Tata sollen noch funktionieren. Renesys vermutet, dass diese Subnetze zwar dem syrischen Provider gehören, aber außerhalb des Landes gehostet werden.

Laut der Süddeutschen Zeitung berichten Aktivisten aus Syrien, dass sie keinen Zugang zum Internet mehr hätten. Zudem sei es die größte Abschaltung seit Ausbruch des Bürgerkriegs, schon zuvor sei der Netzzugang erschwert worden - aber noch nie landesweit und in diesem Umfang, so das Blatt.

Wie die Abschaltung vorgenommen wurde, oder ob es sich um einen technischen Defekt handelt, ist bisher noch unklar. Falls, wie in einigen Berichten vermutet, die syrische Regierung den Aufständischen die Kommunikation erschweren will, so hat das - wie bei allen Netzsperren - auch schon jetzt Nebenwirkungen. So sind die staatliche Nachrichtenagentur Sana sowie der TV-Sender Syrian TV wie alle anderen Nachrichtenquellen des Landes nicht mehr per Web erreichbar.

In Syrien gibt es seit dem März 2011 Widerstand gegen die Regierung des Präsidenten Assad, der das Land seit dem Jahr 2000 regiert. Der Konflikt weitete sich seitdem zu einem Bürgerkrieg mit mehreren Parteien aus, dem unbestätigten Angaben zufolge schon rund 40.000 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen.