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T-Mobile USA: Fusion weckt Erinnerungen an die "New Economy"

Unread postMessage posted...: Tue 9. Oct 2012, 01:10
by Thomas
Es war nur eine Randnotiz, als die Deutsche Telekom am Tag der Deutschen Einheit in Amerika den Zusammenschluss von T-Mobile USA mit dem kleineren Anbieter MetroPCS ankündigte. Die Marken passten perfekt zueinander, schwärmte Vorstandschef René Obermann. Doch eine wichtige Nachricht fiel bei zahlreichen Medien zunächst unter den Tisch: Durch den Zusammenschluss werden milliardenschwere Abschreibungen auf Firmenwerte das Nettoergebnis im laufenden Geschäftsjahr voraussichtlich weit in die Verlustzone drücken.

Die Vermögens- und Firmenwerte würden sich durch die Prüfung der Werthaltigkeit in einer Größenordnung zwischen 7 bis 8 Milliarden Euro vermindern. Wie das Handelsblatt am Montag berichtete, soll der Fehlbetrag auf Basis des bisher von Analysten erwarteten Überschusses in Höhe von 2,6 Milliarden Euro zwischen 4,4 und 5,5 Milliarden Euro liegen.

Telekom-Finanzchef Tim Höttges räumt zwar ein, dass das unbereinigte Nettoergebnis 2012 negativ ausfallen wird, aber der Zusammenschluss ist in seinen Augen ein Gewinn für die Gesellschaft. Allein für den Telekom-Anteil von 74 Prozent nennt er einen Wert von 60 Milliarden Euro. "Die Transaktion ist extrem wertvoll", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. Dabei verwies der Finanzvorstand nicht nur auf die anvisierten Kosteneinsparungen in Höhe von 6 bis 7 Milliarden Euro.

Die US-Mobilfunktochter könne zudem Größenvorteile besser ausspielen, weil die Gesellschaft auf einen Schlag 9 Millionen mehr Kunden habe. Außerdem würde der Umsatz würde stärker wachsen, weil MetroPCS nun flächendeckend anbieten könne. Und Höttges ist sich sicher: Wenn die Transaktion vollständig abgeschlossen ist, wird die Telekom über extrem hohe stille Reserven verfügen.

Wie stark sich die Sonderabschreibungen auf die Bilanzzahlen niederschlagen werden, wird sich schon in wenigen Wochen zeigen, wenn Obermann und Höttges die Ergebnisse für die ersten drei Quartale 2012 präsentieren. Allerdings: Die Korrektur ist ein einmaliger Effekt und basiert auf Werthaltigkeitstests, die jährlich durchgeführt werden.

Die Telekom hat reichlich Erfahrung mit hohen Sonderabschreibungen: Beispiele sind milliardenschwere Wertberichtigungen bei Immobilien, Abschreibungen der UMTS-Lizenzen oder auf die US-Tochter T-Mobile. Die hatte die Telekom 2001, damals noch unter dem Namen Voicestream, für knapp 40 Milliarden Euro erworben – zu teuer, wie sich herausstellte. Der Konzern musste den Firmenwert nach unten korrigieren. Einschließlich der Abschreibung auf die deutschen UMTS-Lizenzen, für die sechs Unternehmen im Jahr 2000 zusammen rund 50 Milliarden Euro geboten hatten, türmte sich 2002 bei der Telekom ein gigantischer Verlust von 25 Milliarden Euro auf.

Dass der Wert von T-Mobile USA, an der die Telekom künftig 74 Prozent der Anteile halten wird, nun erneut berichtigt wird, nimmt Obermann in Kauf. Denn mit MetroPCS locken neue Geschäftsperspektiven. Experten rechnen auch nicht damit, dass sich ein Debakel wie bei der technischen Integration wie bei den Konkurrenten Sprint und Nextel wiederholen wird.

"Es gibt keine Technologie-Integration", schreibt das private Forschungsunternehmen Bernstein Research in einer Bewertung des Deals und spricht von einem attraktiven und erfolgreichen Zusammenschluss. Bis Ende 2015 sollen alle MetroPCS-Kunden im T-Mobile-Netz telefonieren und surfen können, sagt ein Telekom-Pressesprecher. "Das MetroPCS-Netz wird dann abgeschaltet".