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Wieder Tote in Tunesien

Unread postMessage posted...: Wed 12. Jan 2011, 22:49
by Thomas
Die sozialen Unruhen in Tunesien haben die Hauptstadt Tunis erreicht. Präsident Zine el Abidine Ben Ali setzte die Armee zum Schutz wichtiger Gebäude ein. Er entließ am Mittwoch außerdem den Innenminister und ordnete die Freilassung aller festgenommenen Demonstranten an.

Erstmals kam es im Zentrum von Tunis zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen etwa 200 Demonstranten und der Polizei.

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Dabei gab es nach Augenzeugenberichten mehrere Verletzungen durch Tränengas. Soldaten waren an den Ausschreitungen nicht beteiligt. Am Abend verhängte die Regierung eine nächtliche Ausgangssperre.

Der seit Mitte Dezember anhaltende Protest gegen die hohe Arbeitslosigkeit hat sich mittlerweile zu einer regimekritischen Massenbewegung in zahlreichen Orten des Landes ausgeweitet. Am Vorabend hatte es bereits in einem Vorort von Tunis Randale gegeben. Mehrere Geschäfte wurden geplündert.

Am Mittwoch wurden bei Unruhen im Süden des Landes zwei Männer im Alter von 27 und 35 Jahren erschossen. Nach Augenzeugenberichten eröffnete die Polizei das Feuer auf Demonstranten im Ort Douz etwa 500 Kilometer südlich von Tunis. Auch im Küstenort Sfax kam es zu Demonstrationen.

Über die Opferzahlen gehen die Angaben weit auseinander. Die Regierung sprach am Dienstagabend von 21 Toten, Gewerkschafter gehen von etwa 50 Toten seit dem vergangenen Wochenende aus.

Die französische Regierung verzichtet weiter darauf, die tunesische Regierung für ihr gewaltsames Vorgehen zu kritisieren. «Wir verurteilen die Gewalt», sagte Regierungssprecher François Baroin am Mittwoch in Paris ohne einen Adressaten zu nennen. «Weiter können wir nicht gehen, das wäre eine Einmischung in innere Angelegenheiten», fügte er hinzu. Ben Ali gilt in Paris als Bollwerk gegen den Islamismus. Die französische Regierung hält sich deswegen traditionell mit Kritik wegen Menschenrechtsverletzungen in Tunesien zurück.

Unterdessen gab es einen versuchten Brandanschlag auf die tunesische Botschaft in der Schweizer Hauptstadt Bern. Der Sachschaden sei nur gering, teilte die Kantonspolizei mit. Noch ist unklar, ob es einen Zusammenhang mit der Lage im Land gab. In Paris hatte es vor einigen Tagen ebenfalls einen Anschlag auf ein Gebäude des tunesischen Konsulats gegeben. (Quelle: Paris (dpa/lby))