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Verfahren gegen spanische Atomreaktor-Manager

Unread postMessage posted...: Sat 5. Feb 2011, 22:41
by Thomas
Die spanische Justiz hat erstmals seit mehr als 20 Jahren ein Strafverfahren gegen die Manager eines Atomkraftwerks eingeleitet. Dabei geht es um einen Störfall im November 2007 im Reaktor Ascó I bei Tarragona im Nordosten Spaniens.

Die spanische Regierung hatte wegen der Panne bereits gegen den Betreiber, den Energiekonzern Endesa, eine Rekordstrafe von 15,4 Millionen Euro verhängt.

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Nun will die Staatsanwaltschaft den damaligen Direktor des Kraftwerks und zwei weitere führende Mitarbeiter sowie einen Beamten der Aufsichtsbehörde für nukleare Sicherheit (CSN) auf die Anklagebank bringen. Die Anklagebehörde legt den vier Männern nach Presseberichten vom Samstag eine Gefährdung der Umwelt und der öffentlichen Sicherheit sowie Urkundenfälschung zur Last. Bei einer Verurteilung drohen ihnen Haftstrafen von bis zu 16 Jahren.

Bei dem Störfall war aus dem Atomreaktor radioaktiv verseuchter Wasserdampf ins Freie gelangt. Nach einem Gutachten der CSN hatte für die Bevölkerung keine akute Gefahr bestanden. Die Behörde legte den Kraftwerksbetreibern jedoch zur Last, die Panne erst sechs Monate später gemeldet und den Zwischenfall heruntergespielt zu haben. Der Direktor und der Sicherheitschef des Kraftwerks waren nach dem Störfall abgesetzt worden.

Zuletzt war in Spanien im Jahr 1989 ein Prozess gegen die Verantwortlichen eines Atomkraftwerks eröffnet worden. Damals ging es um ein Feuer im später stillgelegten Reaktor Vandellòs I in der Nähe von Tarragona. Die Angeklagten wurden später freigesprochen. (Quelle: Madrid (dpa/lby))