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Haftstrafen für ehemalige Manager der Telekom Austria

Unread postMessage posted...: Thu 28. Feb 2013, 10:50
by Thomas
Drei ehemalige Manager der Telekom Austria (TA) sind am Mittwoch in Wien wegen Untreue zu Haftstrafen und Schadenersatz in Millionenhöhe verurteilt worden. Es handelt sich um das erste strafrechtliche Urteil im Korruptionssumpf um die Telekom Austria; es ist noch nicht rechtskräftig. Laut Urteil haben TA-Manager im Jahr 2004 den Aktienkurs der TA manipulieren lassen, um sich selbst und anderen leitenden Mitarbeitern Prämienzahlungen zu sichern.

Ex-Finanzchef Stefano Colombo erhielt dreieinhalb Jahre, der ehemalige Festnetzchef Rudolf Fischer drei Jahre Haft. Josef Trimmel, bei der TA damals für Geschäfte mit anderen Netzbetreibern zuständig, wurde zu drei Jahren, davon aber zwei Jahre unbedingt verurteilt. Der mögliche Strafrahmen bewegte sich bei bis zu 10 Jahren. Außerdem sollen die drei Herren knapp zehn Millionen Euro Schaden ersetzen. Fischer hatte als einziger ein Teilgeständnis in Sachen Untreue abgelegt.

Der als "Mobbing-Vorstand" bekannt gewordene Gernot Schieszler hofft auf den Status des Kronzeugen. Jedenfalls stehen ihm aber zivilrechtliche Schadenersatzforderungen der TA ins Haus. Das Unternehmen tritt in Österreich heute unter dem Namen A1 auf.

Freigesprochen wurde der damalige Generaldirektor Heinz Sundt, obwohl Zeugen auch ihn belastet hatten. Der dem Schöffengericht vorsitzende Richter Michael Tolstuik sah laut österreichischen Medien zwar Verdachtsmomente, aber "keine tragfähige Basis" für eine Verurteilung.

Im Zuge des TA-Börsegangs im Jahr 2000 war ein Optionenprogramm für etwa 100 Manager geschaffen worden. Sollte der Schlusskurs der Aktie an Stichtagen bestimmte Werte überschreiten, würden sie belohnt. Am letzten Stichtag zeichnete sich ab, dass der entscheidende Wert nicht erreicht würde. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die Verurteilten dem Bankier Johann Wanovits Geld für eine Kursmanipulation anboten. Wanovits platzierte am Ende des Handelstages eine sehr hohe Order. Diese hohe Nachfrage ließ den Kurs über den Schwellenwert steigen.

Der Bankier forderte danach zwei Millionen Euro, soll davon aber nur etwa die Hälfte erhalten haben. Dies zahlten die Profiteure der Manipulation aber nicht aus eigener Tasche, sondern bedienten sich aus den Kassen der TA. Hilfsbereit war dabei Lobbyist Peter Hochegger. Dazu, wie das Geldkarussell funktioniert haben soll, siehe: "Geständnis – Kursmanipulationen bei Telekom Austria".

In der Folge erhielten 96 Telekom-Manager in Summe rund neun Millionen Euro als Prämien. Auf Generaldirektor Sundt entfiel mit 393.000 Euro der größte Brocken. Rund 196.000 Euro entfielen beispielsweise auf Colombo und Fischer, während Schieszler nur rund 10.000 erhalten haben soll. Zahlreiche Profiteure, die noch bei der TA arbeiten, haben in einem Vergleich versprochen, 70 Prozent zurückzugeben.

Der amtierende TA-Chef Hannes Ametsreiter hat alles zurückgezahlt, sein Vorgänger Boris Nemsic hat die Rückzahlung des Nettobetrags (abzüglich Steuern) angeboten, dafür aber Bedingungen gestellt. Trimmel soll ebenfalls nur den Nettobetrag, bei ihm rund 112.000 Euro, erstattet haben. Bei anderen Ex-Mitarbeitern, darunter auch Fischer, hatte die TA bisher keinen Erfolg mit ihrer Rückforderung. Fischer hat aber von jenem Geld, das für Hochegger und Wanovits aus TA-Kassen abgezweigt wurde, 500.000 Euro erstattet. Wanovits soll davon übrigens 15.000 bis 20.000 Euro Schieszler und Trimmel gegeben haben.

In einem zweiten Strafverfahren sitzen wiederum Fischer sowie der TA-Lobbyist Peter Hochegger, der FPÖ/BZÖ-Politiker Klaus Wittauer und weitere Personen auf der Anklagebank. Wegen Untreue, falscher Beweisaussage und Geldwäscherei drohen in diesem Verfahren bis zu zehn Jahre Haft. Zudem soll die von Jörg Haider gegründete Parlamentspartei BZÖ etwa 940.000 Euro zurückzahlen. Darüber hinaus wird noch gegen rund 40 Beschuldigte ermittelt.

Ebenfalls am Mittwoch wurde bekannt gegeben, dass der Aufsichtsrat den Vertrag von Hannes Ametsreiter um drei bis fünf Jahre verlängert hat. Der jetzige TA-Chef war 2004 als Vorstand der Mobilfunktochter mobilkom austria für deren Marketing und Vertrieb zuständig und stand nicht vor Gericht.