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In Gundremmingen, im schwäbischen Atomdorf, steht das größte


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In Gundremmingen, im schwäbischen Atomdorf, steht das größte

Unread postby Thomas » Tue 15. Mar 2011, 21:55

So als gäbe es die Atomkatastrophe von Japan nicht, gehen die Dinge in der kleinen schwäbischen Gemeinde Gundremmingen ihren gewohnten Gang. Am sündteuren Rathausturm mit der goldenen Kugel sind Bauarbeiter dabei, den Gehsteig zu reparieren. Ab und zu huscht mal jemand über die Straße, die meisten Menschen weichen Reporterfragen aus, verschwinden und verschließen geschwind die Türen. Ein paar Bauarbeiter, eine jüngere Frau und ihre Mutter, ein älterer Herr mit einer Beinverletzung und eine junge Frau mit Pferd – das sind die Ausnahmen, das sind die, die einen Moment inne halten und sagen, was ihnen nach Japan durch den Kopf geht.

„Noi, noi, da machen wir uns gar keine Gedanken“, meint einer der Bauarbeiter, auf die japanische Katastrophe angesprochen. „Was soll bei uns schon passieren“, ergänzt der Kollege. „Könnte, ja mei, morgen kann mich ein Auto überfahren, dann bin ich auch tot!“ Hinter den Männern tauchen die zwei riesigen Kühltürme von Deutschlands größtem Atomkraftwerk zwischen den Bäumen auf. Man sieht sie unten am Rathaus, zwischen den Häusern hindurch, man sieht sie oben im noblen Neubaugebiet, wo auch viele der leitenden Mitarbeiter im Kernkraftwerk arbeiten.

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Eine junge Frau schüttelt den Kopf auf die Frage, ob sie sich nach Japan Gedanken über das Atomkraftwerk in Steinwurfweite von ihrem Haus entfernt mache. „Mei, wenn da mal was passiert, dann fliegen wir gleich in die Luft, dann sind wir gleich weg!“ Sie zweifle nicht an der Sicherheit, ergänzt sie. Und ihre Mutter merkt an: „Ich habe selbst 23 Jahre da drin gearbeitet, wir sind ganz sicher da!“ So geht das weiter. Der Herr mit Krücken erklärt, dass wir keine „solchen tektonischen Platten haben wie die dort drüben in Japan“ und meint, Grund zur Sorge oder gar eine Notwendigkeit, die beiden Siedewasserreaktoren vor der Haustür abzuschalten, sehe er nicht. „Ach, die Situation hat sich doch bei uns nicht verändert. Aber in Japan ist das natürlich jetzt sehr bedenklich.“

Bürgermeister Wolfgang Mayer (parteilos) erklärt sich die Reaktionen seiner Bürger mit dem hohen Vertrauen, das hier alle in die Betreiber setzen. „Durch die von außen geschürte Angst lassen sich die Gundremminger nicht beeindrucken“, sagt der Mann, der auch noch Sprecher der Bürgermeister der deutschen Atomstandorte ist (ASKETA). Und ganz auf der politischen Linie der Kanzlerin merkt er an, dass man die Altmeiler möglicherweise schon vom Netz nehmen könnte und vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse in Japan auch im Gundremminger Werk nochmals alle Sicherheitsstandards überprüfen sollte. Das Vertrauen in die Betreiber sei jedoch groß und das Werk, das die kleine Gemeinde reich gemacht hat, das müsse keinesfalls stillgelegt werden. Vielmehr könnten Restlaufzeiten von Altreaktoren hierher übertragen werden. Ein Ehepaar fällt in Gundremmingen aus der Reihe. Es sind Elisabeth und Wolfgang Bacherle, konservative Schwaben, wie sie sich selbst bezeichnen. Die Frau war früher dritte Bürgermeisterin von Gundremmingen und lange Jahre im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde. „Japan hat doch gezeigt, dass auch in einem hochtechnisierten Land das Unvorstellbare passieren kann – es war ja weder das Erdbeben noch der Tsunami, die zur Atomkatastrophe geführt haben, es war der darauf folgende Stromausfall. Und auch bei uns kann doch so was passieren, durch eine Naturkatastrophe, eine ganz andere freilich als in Japan, oder einen Flugzeugabsturz“.

Ihr Mann erinnert daran, „dass wir nicht nur Deutschlands größtes Atomkraftwerk hier haben sondern auch das größte atomare Zwischenlager für abgebrannte Kernbrennstäbe“. Was, wenn in diese Halle neben dem AKW ein Flugzeug stürzt, wenn es gar einen Anschlag geben sollte. Süddeutsche Zwischenlager hätten nur halb so dicke Wände wie norddeutsche. Und auf noch etwas weisen Atomkritiker in der Region immer wieder hin: nur im Süden Deutschlands, in Gundremmingen, Ohu, Neckarwestheim, Philippsburg und Biblis gebe es Doppelstandorte. In Norddeutschland nicht. Was Mehrfachreaktoren für ein erhöhtes Risiko bedeuten, zeige sich derzeit in Japan. Doch das sind die Bedenken, die in Gundremmingen nur ganz wenige offen ansprechen, die meisten Menschen vermeiden es zumindest, das öffentlich zu sagen. Ein paar Kilometer entfernt, im nahen Dillingen, sind ganz andere Töne zu vernehmen, als von den meisten Menschen in Gundremmingen. Landrat Leo Schrell (FW) fordert ausdrücklich, „dass wir uns von dieser in ihren möglichen Auswirkungen menschenverachtenden Technik in Deutschland und auf unserem Planeten so schnell wie möglich verabschieden müssen“. Nicht weniger deutliche Worte sind dann am Abend in der Kreisstadt Dillingen und im benachbarten Günzburg zu hören. Dort legen die Atomkritiker, die sich auf einem kleinen Platz zu einer stillen Mahnwache zusammengefunden haben, erst mal eine Gedenkminute ein, für die Menschen in Japan. Sorgen um ihre Kinder machen sie sich, sagen eine junge Mutter, ein Vater, eine Ärztin. „Ich bin Ärztin, ich weiß, wovon ich rede, ich weiß, wie gefährlich die Atomkraft ist“. Eine SPD-Stadt- und Kreisrätin fordert den sofortigen Ausstieg: „Abschalten sofort!“

Die nächst größere Stadt ist Augsburg, rund 50 Kilometer entfernt. Da sind’s fast 1.000 Menschen, die zur Mahnwache gekommen sind. Hier spürt man wenig von einer Abhängigkeit vom größten Arbeitgeber in Gundremmingen. Einer, der seit Jahrzehnten gegen Atomkraft mobil macht, der als ausgesprochen sachkundig gilt und der Sprecher der schwäbischen Atomgegner ist, ist der frühere Grünen-Abgeordnete Raimund Kamm. „Die Menschen in Japan haben keine Chance, die können nicht fliehen vor dieser Katastrophe“, sagt er.Der Flugzeugträger „Ronald Reagan“ sei rund 150 Kilometer vor Japan umgedreht, weil er in eine radioaktive Wolke hinein gefahren ist. „Die Menschen müssen das Schlimmste befürchten und niemand hat eine Chance, sie aus der Gefahrenzone zu bringen.“ Dann sagt er etwas, das aus seinem Mund ungewöhnlich klingt, wo er doch seit eh und je den Betreibern von Gundremmingen auf die Finger schaut, für eine offene Informationspolitik kämpft:„Noch mehr Angst als vor Gundremmingen habe ich von solchen Altreaktoren wie dem im französischen Fessenheim, nahe Freiburg“. Wenn da was passiert, sei die radioaktive Wolke im Nu auch bei uns. „Das ist kein begrenzter Gefahrenbereich von gerade mal 20 – 30 Kilometern, das ist fast unendlich gefährlich.“
Mfg Thomas
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Thomas
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