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Taliban-Massenausbruch aus afghanischem Gefängnis

Unread postMessage posted...: Mon 25. Apr 2011, 12:19
by Thomas
Bei einem spektakulären Gefängnisausbruch in der südafghanischen Unruheprovinz Kandahar ist möglicherweise mehreren Hundert Taliban-Kämpfern die Flucht gelungen.

Insgesamt 475 Gefangene seien durch einen mehr als 300 Meter langen Tunnel entkommen, sagte der Chef der Haftanstalt in der Provinzhauptstadt Kandahar, Ghulam Destageer Mayar, am Montag. Darunter seien zahlreiche Aufständische.

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Zur genauen Zahl machte er jedoch keine Angaben.

Ein Sprecher der Taliban übernahm die Verantwortung für die Massenflucht und erklärte, die Aufständischen hätten 540 Häftlinge befreit. Darunter seien rund 100 Taliban-Kommandeure, bei den anderen handele es sich um einfacher Kämpfer. Es habe mehr als vier Stunden gedauert, um alle ins Freie zu bringen. Nach Taliban-Angaben wurde an dem Fluchttunnel fünf Monate lang gegraben.

Die Provinzregierung von Kandahar bestätigte, dass die Ausbrecher einen Tunnel genutzt haben, der von einen Haus außerhalb der Gefängnismauern zum Trakt für politische Gefangene gegraben worden war. Ermittler prüfen jedoch, ob auch ein alter Abwasserkanal als Fluchtweg gedient haben könnte. Gouverneur Tooryalai Wesa räumte vor Reportern ein, dass das Gefängnispersonal und der Geheimdienst versagt hätten. Die genauen Umstände der Flucht würden untersucht.

In der Region Kandahar wurde unterdessen eine Großfahndung nach den Flüchtigen eingeleitet. Auch die Bevölkerung wurde zur Mithilfe aufgerufen. Nach Angaben von Gouverneur Wesa gelang es Sicherheitskräften, die ersten Ausbrecher wieder einzufangen.

Mitte 2008 hatte es in Kandahar schon einmal eine Massenflucht gegeben. Ein Taliban-Kommando mit Dutzenden Kämpfern hatte damals ein anderes Gefängnis gestürmt und rund 400 Gesinnungsgenossen die Flucht ermöglicht. Mit ihnen waren 600 weitere Gefangene geflohen. Bei der Aktion starben fast 20 Menschen, darunter 10 Polizisten.

Die Region Kandahar gilt als Hochburg der Taliban, in der diese immer wieder schwere Anschläge verüben. Erst Mitte April war bei einem Selbstmordanschlag der Polizeichef der Provinz getötet worden. (Quelle: Kabul (dpa/lby))