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Tunesischer Exodus nach Italien reißt nicht ab

Unread postMessage posted...: Sat 12. Feb 2011, 17:22
by Thomas
Tausende Tunesier haben ihr Land nach den Unruhen verlassen und sind als Bootsflüchtlinge auf Lampedusa angekommen. Italien ist überfordert, ruft den humanitären Notstand aus und richtet eine Luftbrücke ein.

In der Nacht zum Samstag kamen erneut mehr als 300 Tunesier in mindestens sieben Booten auf der italienischen Insel Lampedusa an, noch mehr Boote aus Tunesien wurden mit Kurs auf Lampedusa gesichtet.

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Weil sich die Lage auf der Insel innerhalb weniger Tage dramatisch verschärft hat, rief die Regierung in Rom in einer Sondersitzung einen humanitären Notstand aus. Mit einer Luftbrücke sollen jetzt alle Neuankömmlinge in kürzester Zeit von Lampedusa in süditalienische Auffanglager gebracht werden.

Auf Lampedusa herrscht Notstand, weil die Behörden überfordert und die Flüchtlingslager auf der kleinen Insel bereits vor vielen Monaten geschlossen worden sind. Innerhalb von nur zwei Tagen haben nun etwa 3000 Menschen, praktisch alle aus Tunesien, Lampedusa erreicht. Sie mussten provisorisch untergebracht werden. Am Samstag sollten mindestens zehn Flüge die meisten Immigranten nach Bari und Crotone bringen, hunderte Menschen zudem per Schiff nach Sizilien gefahren werden. Ein Großteil der Immigranten war schon transferiert worden.

Innenminister Roberto Maroni hatte bereits am Freitag vor dem Notstand gewarnt. Es bestehe auch die große Gefahr, dass sich in den Wirren nach dem Volksaufstand in Tunesien Terroristen unter die Immigranten mischen könnten. Außenminister Franco Frattini hat rasche Maßnahmen der EU zur Bewältigung des Zustroms verlangt und will zusammen mit der neuen Regierung in Tunis eine Lösung suchen.

Lampedusa erlebt damit erneut eine massive Flüchtlingswelle aus Nordafrika. Maroni hat bisher ausgeschlossen, die ehemaligen Zentren für Flüchtlinge auf Lampedusa wieder zu eröffnen. Etwa 1000 Menschen könnte das «Empfangszentrum» dort zumindest vorübergehend aufnehmen.

Die Lager der Insel südlich von Sizilien waren geschlossen worden, nachdem wegen der umstrittenen Flüchtlingspolitik der italienischen Regierung kaum noch Menschen dort eintrafen. Zuvor waren von Juli 2008 bis Juli 2009 noch mehr als 20 000 Bootsflüchtlinge dort angekommen. (Quelle: Lampedusa (dpa/lby))