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Kopten feiern Weihnachten unter Polizeischutz

Unread postMessage posted...: Thu 6. Jan 2011, 19:10
by Thomas
Zum orthodoxen Weihnachtsfest haben sich Christen und Muslime in Deutschland demonstrativ an die Seite der Kopten gestellt. Zu den abendlichen Weihnachtsgottesdiensten hatten sich nicht nur Politiker, sondern auch Vertreter der großen Kirchen angesagt.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte eine Woche nach dem Terroranschlag in Ägypten Schutz für Christen in aller Welt.

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Bundespräsident Christian Wulff betonte, Religionsfreiheit sei ein Menschenrecht. Papst Benedikt XVI. sprach den bedrängten Ostkirchen Mut zu.

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen begannen die Kopten am Donnerstag mit den Feierlichkeiten zu ihrem Weihnachtsfest (6./7. Januar). In der Hafenstadt Alexandria waren in der Neujahrsnacht bei einem Anschlag vor einer koptischen Kirche 23 Menschen getötet worden. Seither stehen die koptischen Gemeinden unter strengem Schutz. In Deutschland rechnet der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, aber nicht mit einer akuten Gefahr.

In Ägypten legten am Donnerstag viele Kopten zum Gedenken an die Terroropfer schwarze Trauerkleidung an. Aus dem Innenministerium in Kairo hieß es, man sei nicht nur auf die Abwehr von Attentaten vorbereitet, sondern auch auf mögliche Zusammenstöße zwischen Christen und der Polizei. Zum zentralen Gottesdienst in der Markus- Kathedrale in Kairo, den Papst Schenuda III. leiten wollte, wurde als möglicher Gast Gamal Mubarak erwartet, der Sohn von Präsident Husni Mubarak, der als Nachfolger seines Vaters gehandelt wird.

Papst Benedikt XVI. sprach den Ostkirchen, zu denen auch die ägyptischen Kopten zählen, Mut zu. «Die in Jesus erschienene Güte Gottes möge den auf die Probe gestellten Gemeinden beistehen», sagte das katholische Kirchenoberhaupt nach der Dreikönigsmesse in Rom.

Auch Merkel mahnte den Schutz christlicher Minderheiten an. «Glaubens- und Religionsfreiheit sind ein essenzieller Wert, ein Kernwert der deutschen Außenpolitik», sagte die CDU-Vorsitzende der «Passauer Neuen Presse». Es sei «keine kulturelle, westliche, europäische, christliche Anmaßung, dass wir unsere Werte und Freiheitsrechte für universal gültig halten». Wulff erinnerte in Berlin daran, dass viele Christen in der Welt verfolgt seien. «Heute denke ich vor allem an die koptischen Brüder und Schwestern.»

Neben christlichen Kirchenführern wollte am Abend auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, einen Weihnachtsgottesdienst der Kopten besuchen. «Wir wollen als Muslime in Deutschland ein deutliches Zeichen setzen, dass keine Verbrecher auf der Welt mit ihren schändlichen und gotteslästerlichen Taten einen Keil zwischen Christen und Muslime treiben können», sagte Mazyek vor dem Gottesdienst in Düsseldorf, zu dem auch der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche (EKD), Nikolaus Schneider, erwartet wurde.

Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker wollte an der Weihnachtsliturgie im koptisch-orthodoxen Kloster in Höxter- Brenkhausen (Nordrhein-Westfalen) teilnehmen. Schneider erklärte: «Wir stehen an der Seite unserer bedrängten Glaubensgeschwister in aller Welt.» Zugleich warnte er vor einer Spirale der Gewalt. «So verständlich nun der Zorn der koptischen Christen ist, der sich in wütenden Demonstrationen in Ägypten Bahn bricht, so wenig bietet die Spirale der Gewalt eine Lösung.» (Quelle: Berlin/Kairo/Rom (dpa/lby))