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Porsche-VW-Fusion gefährdet

Unread postMessage posted...: Thu 24. Feb 2011, 22:36
by Thomas
Bei der Fusion von Porsche und Volkswagen sind neue Hindernisse aufgetaucht: Zwar wurden Teile der Ermittlungen gegen Ex-Porschelenker Wendelin Wiedeking und seinen früheren Finanzchef Holger Härter eingestellt, neue sind jedoch hinzugekommen.

Der Vorwurf der handelsgestützten Marktmanipulation sei fallengelassen worden, teilte Staatsanwältin Claudia Krauth am Donnerstag in Stuttgart mit.

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Gleichzeitig wurde das Verfahren gegen die beiden Manager um den Verdacht der Untreue erweitert. Porsche sieht den Zeitplan gefährdet, die Fusion noch 2011 auf den Weg zu bringen, das gesamte Gelingen stehe möglicherweise auf dem Spiel. VW blieb gelassen. Die geplante Verschmelzung könnte nun länger dauern, hieß es in Wolfsburg.

VW will keine Risiken eingehen und schaut deshalb genau, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt. Die Staatsanwaltschaft prüft nun den Vorwurf, ob Wiedeking und Härter im Zuge des gescheiterten VW-Übernahmeversuchs durch Porsche «existenzgefährdende Risiken» für den Sportwagenbauer durch den Abschluss von Aktienkurs-Sicherungsgeschäften eingegangen seien. Ferner gibt es auch Ermittlungen wegen des Verdachts des Kreditbetrugs gegen drei verantwortliche Porsche-Mitarbeiter aus dem Finanzbereich.

Anleger reagierten verschreckt: Die Porsche-Aktie stürzte ab. Im Handel fielen die Papiere am Nachmittag um fast 10 Prozent. Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück kämpft weiter für eine Verschmelzung. «Wir müssen die neue Lage jetzt natürlich juristisch prüfen», sagte er der Nachrichtenagentur dpa. «Ich finde die Verschmelzung aber richtig. Porsche und VW müssen heiraten.»

Porsche, Wiedeking und Härter sowie die betroffene Bank hatten die Anschuldigungen stets zurückgewiesen. Den Vorwurf der handelsgestützen Markmanipulation gegen die beiden Manager nahm die Staatsanwaltschaft zurück. Er war auch gegen die Maple Bank GmbH erhoben worden. Der Verdacht, dass die Beschuldigten durch den Handel mit VW-Aktien an der Börse Geschäfte gemacht haben, die falsche oder irreführende Signale für Börsen- oder Marktpreis ausgelöst oder gar ein künstliches Preisniveau herbeigeführt haben, konnte nicht mit hinreichender Sicherheit erhärtet werden, hieß es. Die Bank erklärte, sie habe stets betont, dass sie ihre Geschäftsaktivitäten im Einklang mit sämtlichen rechtlichen Vorgaben betrieben habe.

Hingegen bleiben die zentralen Vorwürfe der informationsgestützten Marktmanipulation gegen Wiedeking und Härter weiter bestehen. Dabei geht es darum, ob Porsche in den Jahren 2007 bis 2009 über Pläne zum Einstieg bei Volkswagen nicht ausreichend informiert hat. In den USA muss sich Porsche im Zusammenhang mit der gescheiterten Übernahme gegen eine milliardenschwere Schadenersatzklage zur Wehr setzen. Auch andere Anleger hatten bereits Klagen in Milliardenhöhe angekündigt.

Volkswagen reagierte gelassen auf den Fortgang der Ermittlungen. Der Wolfsburger Konzern stehe «voll hinter der Grundlagenvereinbarung und der Verschmelzung mit Porsche», hieß es. An der Umsetzung der Fusion mit dem Sportwagenbauer werde weiterhin gearbeitet. «Aufgrund der Erklärung der Stuttgarter Staatsanwaltschaft kann es allerdings länger dauern als geplant.» Die vorsichtigere Einschätzung der Porsche-Dachgesellschaft Porsche SE zum Zeitpunkt und zur Wahrscheinlichkeit des Zusammenschlusses teile man daher. VW will bei der geplanten Verschmelzung mit Porsche keine Risiken eingehen und schaut deshalb genau, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt.

Porsche hatte in der Nacht zuvor mitgeteilt, dass der Zeitplan zur Fusion zwischen den Stuttgartern und Volkswagen möglicherweise nicht eingehalten werden könnte. Durch die länger als geplant andauernden Ermittlungsverfahren sei die Wahrscheinlichkeit, die Fusion wie bisher vorgesehen im laufenden Jahr auf den Weg zu bringen, von 70 auf 50 Prozent gesunken. Das Projekt könnte aber auch ganz scheitern: «Kommt es zu wesentlichen Verzögerungen des Verschmelzungsprozesses gegenüber dem Zeitplan der Grundlagenvereinbarung, sinkt nach Einschätzung des Vorstands der Porsche SE auch die Wahrscheinlichkeit eines Gelingens der Verschmelzung insgesamt», hieß es in der Erklärung weiter.

Der Vorstand der Porsche SE selbst geht derzeit allerdings trotz der juristischen Probleme weiter davon aus, dass eine Verschmelzung - gegebenenfalls auch noch nach 2011 - gelingen kann. Mit dem Abschluss der Ermittlungsverfahren gegen die früheren Porsche-Vorstände sei frühestens zu Beginn des Jahres 2012 zu rechnen. Der Ausgang der Verfahren sei wichtig für die Bewertung möglicher Schadensersatzansprüche wegen angeblicher Marktmanipulation. «Die in der Grundlagenvereinbarung vorgesehenen rechtlichen und steuerlichen Prüfungen der Verschmelzung der Porsche SE auf die Volkswagen AG werden sich dadurch voraussichtlich verzögern.»

Trotz der Ermittlungen ist die geplante Kapitalerhöhung der Dachgesellschaft Porsche SE nicht in Gefahr. Ein Porsche-Sprecher sagte, dass Unternehmen gehe davon aus, dass die Beschlüsse der Hauptversammlung vom 30. November 2010 im vorgesehenen Zeitraum bis zum 31. Mai umgesetzt würden. Mit Hilfe der Mittel in Höhe von 5 Milliarden Euro sollen die Schulden der Dachgesellschaft verringert werden, die sie im Zuge der gescheiterten VW-Übernahme angesammelt hatte. Früheren Angaben zufolge hat die Porsche SE noch Schulden in Höhe von 6,1 Milliarden Euro. Porsche muss bis Ende Juni eine erste Kredittranche in Höhe von 2,5 Milliarden Euro zurückzahlen

Als Alternative für die Verschmelzung kommt aber auch in Betracht, dass Volkswagen die restlichen 50,1 Prozent des Sportwagenbauers kauft. Die Wolfsburger hatten bereits im Dezember 2009 49,9 Prozent für 3,9 Milliarden Euro erworben. Dann würde die Porsche SE als Holdingesellschaft bestehen bleiben. In ihrem Besitz sind zurzeit fast 51 Prozent der VW-Stammaktien. VW-Chef Martin Winterkorn will Porsche als zehnte Marke in Europas größten Autobauer integrieren. (Quelle: Stuttgart/Wolfsburg (dpa/lby))